Zwei neue organische Inhaltsstoffe von Cannabis entdeckt

Bis jetzt waren das THC und das CBD die am meisten untersuchten Bestandteile von Cannabis, und zwar in Verbindung mit ihrer therapeutischen und medizinischen Anwendung und als Verantwortliche für den Großteil seiner Wirkung.

Es sind die zwei Cannabinoide, die in höchster Konzentration im Cannabis vorkommen, obwohl man mehr als 100 verschiedene Cannabinoide entdeckt hat, wobei die Höhe des Anteils von einer Pflanze zur anderen unterschiedlich ist. Aber jetzt haben jüngste von italienischen Forschern durchgeführte Untersuchungen die Existenz von zwei neuen, bis jetzt unbekannten, organischen Bestandteilen des Cannabis ans Licht gebracht: das THCP (Tetrahydrocannabiphorol) und das CBDP (Cannabidiphorol).

Insbesondere der erste von ihnen hat sich laut den Ergebnissen von an Mäusen durchgeführten Experimenten als viel stärker als das THC erwiesen, welches bis dato der Inhaltsstoff von Cannabis mit der stärksten psychotropen Wirkung und der größten cannabino-mimetischen Aktivität war. Das THCP könnte nach bisherigen Untersuchungen bis zu 30 Mal stärker sein sein als das THC, mit all den Möglichkeiten, die sich hier sowohl im Freizeitbereich als auch im medizinischen eröffnen.

Dieser Inhaltsstoff, verabreicht an Labormäuse, führte bei den Tieren zu ähnlichen Verhaltensweisen wie sie auch unter dem Einfluss von THC vorkommen würden, aber man erreichte mit sehr geringen Dosierungen die Wirkung, die man bei der Verabreichung der doppelten Menge THC erhalten würde. Unter anderem wurde bei ihnen eine Verringerung der Bewegungen, eine Abnahme der Temperatur und eine verminderte Schmerzempfindlichkeit beobachtet.

Was den anderen in diesen Untersuchungen entdeckten Bestandteil (das CBDP, ein bisher unbekanntes Derivat des CBD) betrifft, so hat er therapeutische Wirkung aber frei von der psychotropen Wirkung des THC oder THCP, so wie es auch mit dem CBD der Fall ist. Es hat sich bei diesen Studien auch gezeigt, dass das CBDP eine mangelhafte Fähigkeit besitzt, an die Rezeptoren CB! Und CB2 anzudocken, weshalb die Untersuchung seiner Eigenschaften keine Priorität hat. Genau das Gegenteil trifft auf das THCP zu, welches ein enormes therapeutisches und medizinisches Potenzial aufzuweisen scheint. Mit einer dem THC sehr ähnlichen Struktur interagiert dieser neue organische Bestandteil mit demselben Rezeptor wie das THC (der CB1), aber er macht es mit größerer Leichtigkeit, was auch seine stärkere Wirkung erklären würde.

Diese Entdeckung könnte zum Beispiel Fragen beantworten wie jene nach den unterschiedlichen Erfahrungen verschiedener Cannabis-Konsumenten, weil ja die psychotrope Wirkung nicht ausschließlich mit dem THC zu tun hätte, wie man bisher annahm, sondern auch dem Anteil an THCP zuzuschreiben wäre (sogar in größerem Ausmaß). In der Tat wird auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass weitere noch nicht identifizierte Cannabinoide existieren, die sich mehr oder weniger stark auf die bekannten Effekte auswirken.

Zusätzlich eröffnen diese Untersuchungen die Möglichkeit Sorten zu züchten, die vom THCP dominiert werden anstatt vom THC oder CBD. Wenn sich die mögliche Wirkung dieses neuen Inhaltsstoffes beim Menschen bestätigt, dann wäre die Zucht einer THCP-reichen Sorte vorstellbar, die 30 Mal stärker sein könnte als die bisher bekannten. Untersuchungen sowohl des therapeutischen als auch des medizinischen Potenzials dieser möglichen Sorten würden auch noch ausstehen, nicht nur ihrer psychotropen Wirkung. Das soll heißen, dass wir es im medizinischen wie im Freizeitbereich mit einer einzigartigen und positiven Entdeckung zu tun hätten.